Hallo,
als Mutter von zwei Schulkindern beschäftige
ich mich zwangsläufig immer wieder mit der Frage, wie unser Schulsystem
verbessert werden kann. Dass es verändert werden muß - ich glaube, das
ist jedem klar.
Vor einigen Tagen warb in unserer
Einkaufsmeile wieder eine Initiative für Veränderungen. Inhalt war, dass
bei uns schon längst keine Chancengleichheit mehr herrscht, wenn es das
überhaupt jemals gab. Jeder versucht doch, sein Kind auf einem
Gymnasium oder einer Freien/Privaten Schule unterzubringen, weil wir
wissen, dass dort Bildung noch halbwegs gewährleistet wird und auch der
Umgangston noch annehmbar ist. Dabei finde ich nicht, dass meine Kinder
um jeden Preis Abitur haben müssen.
Ich für mich
stelle das ganze System in Frage: die Inhalte, die Methoden, die
Strukturen. Mal ganz abgesehen von der Organisation. Ich weiß schon
jetzt, dass meine Tochter, die nächstes (Schul-)Jahr in die 5. Klasse
kommt, permanent Ausfallstunden haben wird. So war es jedenfalls in den
letzten Jahren und im nächsten hat nicht einmal jede Klasse eine
Klassenlehrerin. Meist knapp 30 Kinder pro Klasse, nicht genug
Ansprechpartner und Bezugspersonen. Von den wenigen ziemlich
überforderten Kräften haben einge selbst erhebliche psychische Probleme
(bei uns erlebt und noch immer aktuell). Dem Mobbing der Schüler
untereinander kann auch nicht viel Einhalt geboten werden (ebenfalls
selbst erlebt). Das ganze System krankt.
Ich bin
durchaus Anhängerin einer klassischen Bildung, nur bin ich dagegen,
diese ganz stur und völlig ohne Zusammenhang zur tatsächlichen
Lebenswelt der Kinder in sie hineinzupressen.
Schule -
und zwar für jedes einzelne Kind, ob mehr oder weniger begabt, und
egal, aus welcher Bevölkerungsschicht - muß modern sein (an technischen
Geräten und den Wissensstand betreffen), weniger Schüler pro Klasse,
wesentlich mehr und viel besser auf die Praxis vorbereitete (und gut
bezahlte!) Lehrer. Schulpsychologen, Sozialarbeiter, Mediatoren gehören
in jede Schule. Alle Schulen sollten grundsätzlich gleich sein und eben
ein bestimmtes Einzugsgebiet haben. Damit meine ich nicht einheitlich
gleich und monoton, nein - ich finde nur, alle Kinder, die zusammen (in
einer Gegend) leben, sollten auch gemeinsam unterrichtet werden. Die
Ausstattung und die Möglichkeiten der Schulen sollten aber in etwa
gleich sein, so dass die Frage nach einer besseren oder schlechteren
Schule gar nicht im Raum steht. In kleinen Gruppen können auch
langsamere Kinder ausreichend gefördert oder begabte Kinder intensiver
gefordert werden. Ich bin gegen Hausaufgaben, bieten wir den Kindern
lieber interessante Freizeitbeschäftigungen oder einfach mal Entspannung
an. Und viel mehr Praxis. Heute können doch die Kinder gar nicht mehr
wirklich aktuelle Inhalte lernen, alles ändert sich doch alle Nasen
lang. Neben einer Grundbildung (Lesen, Schreiben, Grundrechenarten)
müssen die Kinder doch mehr darin fit gemacht werden, zu lernen, wo sie
die Information herbekommen und wie sie damit umgehen. Sie müßten sich
vielseitig in der Praxis ausprobieren dürfen und selbst entscheiden
können, was sie vertiefen möchten. Wenn sie sich einen Beruf für sich
vorstellen können, sollen sie es doch mal ausprobieren und dann
entscheiden, ob sie ihn lernen möchten. Für die Berufsausbildung oder
das Studium sollte es intensive Eignungstests (z. B. und vor allem für
Lehrer) geben. Besteht doch eine Wissenslücke, kann man diese durch
einen Kurs an der Schule schließen und probiert's nochmal. Andere
entscheiden sich vielleicht anders, wenn sie gesehen haben, dass
Vorstellung und Realität eben nicht zusammenpassen.
Im
Übrigen hat auch Religion - egal welche - in einem laizistischen Staat
nichts in der Schule verloren und gehört für mich definitiv nur in den
privaten Bereich. Ich frage mich, wieso es immernoch Religionsunterricht
gibt. In manchen Schulgesetzen steht doch tatsächlich noch, dass zur
"Ehrfurcht vor Gott" erzogen werden soll (sinngemäß).
Das
sind nur so grobe Vorstellungen, aber ich glaube fest, dass die
Richtung gut ist. Leider kostet das. Und offenbar sind unsere Politiker,
die ja nur 4 Jahre vorausdenken müssen, einfach nicht fähig, nicht
willig oder auch wegen verschiedener Zwänge nicht in der Lage, groß
angelegte Veränderungen überhaupt anzudenken. So ist es ja z. B. auch
mit der Rente.
Ein vernünftiges Schulsystem würde viel
mehr kosten als man schon jetzt ausgibt und bringt (kurzfristig und
engstirnig gedacht) nichts ein. Geld regiert die Welt. Sehr traurig.
So
können wir nur hoffen, dass unsere Kinder die Schule irgendwie
überstehen - und das denke ich wirklich - und bin sehr traurig darüber,
weil wir die Chance für unsere nächste(n) Generation(en) vertun.
Ich könnte hier noch ewig weiter spinnen. Leider bringt das ja nichts.
Also erstmal
bis bald!
Angela
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